Rauchhäusle zu verleihen

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 05.04.2017 / Text: Andrea Wüstholz 

An Modellhäusern wird sichtbar, wie sich bei Feuer der Qualm ausbreitet

Ein verrauchtes Treppenhaus entwickelt sich schnell zur Todesfalle. Meist bringt nicht das Feuer Menschen um, sondern der Rauch. Der Kreisfeuerwehrverband hat nun ein weiteres Werkzeug an der Hand, um Menschen anschaulich auf die Gefahren aufmerksam zu machen und den Nachwuchs auszubilden: Rauchhäuschen erlauben fachgerechte Simulationen. In einem verrauchten Raum oder Treppenhaus genügen wenige Atemzüge, um das Bewusstsein zu verlieren, warnt Georg Spinner, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Rems-Murr. Der Rat der Feuerwehr: „Wenn es stark raucht, auf den Boden gehen – dort sind Sicht und Luft noch eine Zeit lang besser.“

Appelle wie diese nützen mehr, wenn Laien unmittelbar miterleben, wie sich Rauch in einem Haus ausbreitet, etwa wenn in der Küche vergessenes Essen auf dem Herd verkokelt. Georg Spinner drückt auf ein Knöpfchen, und tatsächlich: Im Präsentationshäuschen bildet sich Rauch, der unerwartet schnell ins Treppenhaus zieht. Die Rauchmelder schlagen an. Das macht Eindruck. Zumal es die meisten Todesfälle bei Bränden nicht gegeben hätte, wären Rauchwarnmelder installiert gewesen, so der Kreisfeuerwehrverband.

Zwei Modell-Rauchhäuser helfen nun der Feuerwehr bei der Brandschutzaufklärung. Die BW-Bank hat 2400 Euro aus dem Prämiensparen beigesteuert. Der Unternehmer Karl Schnaithmann, Remshalden, hat sich ebenfalls finanziell beteiligt, und nun können Interessierte die Rauchhäuser beim Feuerwehrverband ausleihen. Jugendfeuerwehren können die Modellhäuser nutzen, ebenso Schulen, Kindergärten oder Vereine, und die Rauchhäuser werden etwa bei Tagen der offenen Tür gute Dienste leisten. Als Dachverband unterstützt der Kreisfeuerwehrverband 31 freiwillige sowie vier Werkfeuerwehren im Rems-Murr-Kreis.

Zwei Rauchgeneratoren simulieren im Rauchhaus verschiedene Situationen. Das Häuschen sieht auf den ersten Blick wie ein Puppenhaus aus. Niedliche Minimöbel zieren alle Etagen, die Figuren verleihen dem Haus einen Eindruck geschäftiger Belebtheit. Es misst 60 auf 80 Zentimeter, und was das Rauchhaus auf den ersten Blick von einem gewöhnlichen Puppen-Spielhaus unterscheidet, ist die Plexiglas-Scheibe an der Front. Sobald der Rauchgenerator in Betrieb geht, füllt sich das erste Zimmer binnen kürzester Zeit mit dichtem Qualm.

In alle Schlafräume und in alle Rettungswege gehören Rauchmelder – auch darauf lässt sich anhand des Häuschens anschaulich hinweisen. Seit 2013 gilt eine Rauchwarnmelderpflicht, doch nicht jeder hält sich dran, weiß Georg Spinner. Er plädiert gar für funkvernetzte Rauchmelder – solche schlagen etwa im Schlafzimmer schon dann an, wenn der Rauch sich noch gar nicht aus der Küche ausgebreitet hat. Allerdings kostet solch ein Melder 40 bis 60 Euro das Stück. Auch kostengünstigere Varianten erfüllen ihren Zweck – wobei die Billigvarianten so langsam aus dem Handel verschwinden, wie es bei der Feuerwehr heißt. Verbraucher sollten auf die Produktnorm achten, rät Georg Spinner: 14604 ist die richtige; in Kombi mit der Anwendungsnorm 14676 macht der Käufer nichts falsch. Ein Rauchmelder kann eine Fläche von insgesamt bis etwa 60 Quadratmeter abdecken.