Spinner ist jetzt dr Schorsch

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 11.11.2019 / Text: Wolfgang Gleich

Löschrohrwechsel an der Spitze des Feuerwehrverbandes

Mit den Worten „Jetzt ben i nur no dr Schorsch, aber bei der Feuerwehr bin i dahoim“ verabschiedete sich der Leutenbacher Georg Spinner am Samstag auf der Jahresversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Rems-Murr von seinem Amt als Vorsitzender.

Ein Hauch von Abschiedsschmerz stellte sich in der Urbacher Auerbachhalle ein, als Georg Spinner seinen Rücktritt als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes erklärte. „Ich denke, dass wir gemeinsam in den letzten zehn Jahren gemeinsam innerhalb des Verbandsvorstands und mit den Feuerwehrleuten des besten Kreises im Land viel erreicht haben und eine gute und solide Grundlage für Weiteres gelegt haben.“

„Zugegeben“, räumte Spinner ein, „längst nicht alle Vorstellungen, die ich noch hatte, konnten in Angriff genommen werden.“ Dazu zählt für ihn die Bildung eines Fachgebiets „Frauen in der Feuerwehr“, ein Fachgebiet „Aus- und Fortbildung“ oder auch eine „Zukunftswerkstatt Feuerwehr“. Seinen Abschied vom Amt begründete Spinner mit dem Bedarf nach Freiraum in dem Spannungsfeld Firma, Familie, Freizeit und Feuerwehr. „Außerdem reifte in mir die Erkenntnis, dass, wenn man eine gewisse Zeit einen Weg gemeinsam gegangen ist, sich Betriebsblindheit, Bequemlichkeit und Müdigkeit einstellen, um sich neuen Dingen zu öffnen.“

Wie manch andere Führungspersönlichkeit unter den Feuerwehren im Kreis gehörte Spinner zu dem Kreis der Schützlinge, die der damalige Kreisbrandmeister Karl „Florian“ Idler unter seine Fittiche genommen hatte. Idler, in Sachen Führungskräftenachwuchs für „seine“ Feuerwehr als Menschenfischer im besten Sinne ständig unterwegs, machte sich persönlich für Georg Spinner stark, als dieser 1991 mit 23 Jahren als Nachfolger von Fritz Maier zum Kommandanten der Leutenbacher Gesamtwehr gewählt wurde.

Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes wurde Spinner 2009, nachdem Reinhard Kowalzik, damals in Personalunion Kreisbrandmeister und Verbandsvorsitzender, zur Berufsfeuerwehr nach Würzburg gewechselt war. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen war Spinner 2011 als Kommandant nicht mehr zur Wahl angetreten und konzentrierte sich auf den Kreisverband, der aktuell 3690 aktive Angehörige der Einsatzabteilungen, 1144 Jugendliche und 939 Senioren in 31 Gemeinde- und vier Werksfeuerwehren vertritt. „Auch wenn sich die gesellschaftlichen Veränderungen erschwerend auf die Ausübung des Ehrenamtes Feuerwehr auswirken, das Sicherheitsbedürfnis steigt und die Selbsthilfefähigkeit unserer Mitbürger sinkt, sehe und spüre ich die große Motivation und die Leidenschaft, mit der unsere Angehörigen in ihrer Feuerwehr ihr Ehrenamt leben“, so Spinners Fazit. Im Rückblick auf die letzten fast dreißig Jahre im Kreis der Kommandanten seien die letzten zehn die besten und effektivsten für die Feuerwehren in Land und Kreis gewesen. Der Landesfeuerwehrverband habe gemeinsam mit dem Innenministerium sowie dem Städte- und Gemeindetag erhebliche Verbesserungen für die Feuerwehren des Landes erreicht, von der Einführung neuer Uniformen und einer Einsatzschutzkleidung, die diesen Namen zu Recht trage, dem Neubau der Landesfeuerwehrschule bis hin zu deutlichen Verbesserungen der Leistungen der Unfall- und Sozialkassen bei Unfällen und Todesfällen. Noch offene Forderungen seien dezentrale Ausbildungsstätten, verbesserte Ausstattung durch den Bund im Rahmen des Zivil- und Katastrophenschutzes sowie die Anrechnung des freiwilligen Feuerwehrdienstes für Anwartschaften in der Rentenversicherung.

Aber er bleibe ja weiterhin in Leutenbach wohnen und stehe sowohl seinem Nachfolger wie auch Kreisbrandmeister Rene Wauro gern für Gespräche zur Verfügung. Der von ihm bei seinem Amtsantritt als Kreisbrandmeister 2016 angekündigte Aufbruch in die Zukunft habe funktioniert, zog Rene Wauro Bilanz. Das Verhältnis der 3690 aktiven Feuerwehrleute des Landkreises sei von einem „tollen Miteinander“ geprägt. In den kommenden Jahren werde die Finanzierung der Feuerwehren Thema bleiben, ebenso die Optimierung von Alarmierungs- und Ausrückeordnung, der Bedarfs- und Einsatzpläne. Verbessert werden müsse auch die kontinuierliche Schulung der Führungskräfte sowohl im Kreis wie auch in der Landesfeuerwehrschule.

Markus Kramer

Zum neuen Kreisverbandsvorsitzenden wählte die Versammlung den vierzigjährigen Markus Kramer aus Schorndorf. Er ist seit 2014 Vize-Geschäftsführer des Landesverbandes. Er versprach, sich für Fort-, Aus-, Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit einzusetzen sowie den Verband als eine Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch „aller Mitglieder der Feuerwehrfamilie“ zu gestalten und deren Interessen zu vertreten.