Positive Entwicklungen und mahnende Worte

Kreisfeuerwehrverband als Brückenbauer bei der Digitalisierung

Die Zukunft und Gegenwart der 31 Freiwilligen und 4 Werkfeuerwehren im Rems-Murr-Kreis standen im Mittelpunkt der Kreisfeuerwehrverbandsversammlung, die am Samstag bei der Firma Bosch in Waiblingen stattfand. Dabei wurde insbesondere deutlich, dass die Digitalisierung bei den Feuerwehren voranschreitet und ein wichtiges Werkzeug in Zeiten zunehmender Aufgaben und Einsatzzahlen sein kann. Die Hauptherausforderung sieht der Verband darin, genügend Ausbildungskapazitäten für die Feuerwehrleute zu schaffen und den Investitionsstau aufzulösen.

Tradition und Innovation

„Feuer und andere Katastrophen werden nicht übers Internet gelöscht“, so der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, Georg Spinner, gleich zu Beginn der Versammlung vor mehr als 200 Vertretern der Feuerwehren sowie aus Politik und Gesellschaft. „Sie werden durch uns, Helfer im Ehren- und Hauptamt, den Feuerwehren im Kreis, unter persönlichem Einsatz gelöscht.“ Aber auch wenn die Feuerwehrleute im Rems-Murr-Kreis in Zukunft beim Retten und Löschen weiterhin Hand anlegen werden müssen, so gibt es in Zeiten der Digitalisierung doch zahlreiche Chancen sich die Arbeit leichter zu machen. Die Verwaltung von Geräten erfolgt inzwischen oftmals digital von zuhause aus, an Einsatzstellen lassen sich Datenblätter zu Gefahrgütern aus dem Internet laden und Ausbildungsunterlagen oder Seminarangebote erreichen heute schneller alle Feuerwehrleute. Diese Entwicklung begrüßt Georg Spinner ausdrücklich. Er wies in seiner Rede aber auch auf die Herausforderungen der Informationsflut und einer möglichen Kluft zwischen denjenigen, die mit dem Internet groß geworden sind und denjenigen, für die so Manches noch Neuland ist, hin. „Der Kreisfeuerverband versteht sich als Brückenbauer, damit im Rahmen der Digitalisierung Tradition und Innovation bei den Feuerwehren zusammenfinden“, erklärte er.

Einsatzzunahme und Investitionsstau

Trotz stetiger Innovationen ist die Arbeit der größtenteils ehrenamtlichen Helfer nicht leichter geworden. Allein in den letzten fünf Jahren wurde im Rems-Murr-Kreis einen Anstieg der Einsätzen um 28 % verzeichnet. „Die Feuerwehren werden zu ihren eigentlichen Aufgaben, immer mehr in die globale Entwicklung eingebunden – sei es bei der Vorbereitung auf einen flächendeckenden Stromausfall, Starkwetterereignisse oder gar Terrorlagen“, sagte Spinner. Er fordert daher auch die Politik dazu auf den in den letzten Jahren entstandenen Investitionsstau bei der Projektförderung im Bereich des Feuerwehrbeschaffungswesens zu lösen. Betroffen ist hier beispielsweise die Landesunterstützung bei der Anschaffung von Feuerwehrfahrzeugen für die Kommunen. Mahnende Worte findet er außerdem wegen der sehr begrenzten Lehrgangsplätze zur Ausbildung von Führungskräften an der Landesfeuerwehrschule: „Es ist bereits heute klar, dass trotz Neubau, unsere Landesfeuerwehrschule im Hinblick auf Lehrgangskapazität eigentlich schon auf Kante genäht ist.“

Positive Mitgliederentwicklung und starke Jugendarbeit

Eine positive Entwicklung gab es bei den Mitgliederzahlen der Feuerwehren im Kreis zu vermelden. Sie befinden sich im leichten Aufwärtstrend. Derzeit gibt es 3590 aktive Feuerwehrleute und 1078 Jugendfeuerwehrleute. Die Zunahme bei der Jugendfeuerwehr hat insbesondere mit der Gründung von sieben Kinderfeuerwehren im Kreis zu tun – erklärte Kreisjugendwart Bernhard Kurz den Aufwärtstrend. Außerdem bieten die Jugendabteilungen ihren Mitgliedern interessante Perspektiven, wie bei dem gemeinsam mit der IHK initiierten Projekt „Jugendfeuerwehr trifft Industrie“, das nun auch für den Förderpreis Helfende Hand nominiert ist. Potenzial sieht der Kreisfeuerwehrverband noch bei der Nachwuchsarbeit in den Musikzügen. Denn dort gibt es laut Kreisstabführerin Stefanie Walter derzeit einen großen Unterschied in der Altersstruktur. Keinerlei Nachwuchsprobleme sieht dagegen Fritz Haag, Obmann der Alterswehren, bei ebendiesen.

Aus- und Fortbildung ist auch in Zukunft entscheidend

„Unbestritten ist, dass Kleineinsätze deutlich zunehmen – Fakt ist aber auch, dass kritische Einsätze immer gefährlicher werden“, so Spinner. Daher braucht es nach ihm mehr praxisnahe Trainingsmöglichkeiten und moderne, zeitgemäße Fortbildungen. Bei letzteren hat sich der Kreisfeuerwehrverband in diesem Jahr ebenfalls engagiert und Expertenvorträge und Exkursionen organisiert sowie den fachlichen Austausch beispielsweise zur Brandschutzerziehung ausgebaut. So manche Projekte des Verbands, wie ein Feuerwehr-Malbuch und Bastelbögen für Kinder stehen kurz vor dem Abschluss. Auch die Planungen für Fortbildungen laufen schon auf Hochtouren. Kreisbrandmeister René Wauro ergänzte, dass vonseiten der Stabsstelle Bevölkerungsschutz des Rems-Murr-Kreises im Landratsamt ebenfalls einige große Projekte anstehen. Dazu gehören die Einführung eines digitalen Lagekarten- und Stabsarbeitssystems sowie ein intensives Training des Führungsstabs des Rems-Murr-Kreises. Dieser kommt beispielsweise bei großen Unwetterlagen zum Einsatz. Außerdem steht die Gründung eines gemeinsamen Einsatznachsorgeteams von Rotem-Kreuz und Feuerwehr an. Ab Januar 2018 unterstützt dieses die Einsatzkräfte nach belastenden Einsätzen.

Die Menschen hinter dem Verband

Hinter alle den Initiativen, Maßnahmen und Veranstaltungen des Kreisfeuerwehrverbands stehen natürlich diejenigen, die sich über das normale Maß hinaus engagieren und dafür einsetzen, dass die Feuerwehren im Rems-Murr-Kreis schlagkräftig und zukunftsfähig bleiben. Daher wurden bei der Versammlung mehrere Mitglieder für ihr außergewöhnliches Engagement geehrt. Zu diesen Feuerwehrleuten, die sich besonders für eine Sache eingesetzt haben, zählt auch der ehemalige Kommandant der Feuerwehr Winnenden Harald Pflüger. Neben seiner 15 jährigen Tätigkeit als stellvertretender Kreisbrandmeister hat er hat sich ganz besonders um die Feuerwehrgeschichte im Kreis und im ganzen Land verdient gemacht. „Zusammen mit seinem Vater und den vielen anderen Helfern im Feuerwehrmuseum Winnenden, hat er dafür gesorgt, dass Tradition, Herkunft und Geschichte der Feuerwehr für uns alle spürbar und nachvollziehbar werden“, so Spinner. Dafür wurde Harald Pflüger mit dem Ehrenzeichen in Gold und mit der Ernennung zum Ehrenmitglied des Kreisfeuerwehrverbands ausgezeichnet. Für seinen großen Einsatz, derzeit als Vorstandsmitglied sowie Kassier des Kreisfeuerwehrverbands wurde Matthias Kraftmayer der Feuerwehr Welzheim mit der Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbands in Silber bedacht. Das Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbands Rems-Murr in Bronze erhielten Michael Hurlebaus, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Urbach und Markus Kaumeyer der Freiwilligen Feuerwehr Aspach und stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands.

Zum Abschluss der Veranstaltung kündigte Georg Spinner eine personelle Veränderung beim Kreisfeuerwehrverband an. Ab 2019 wird er nichtmehr für den Posten des Vorsitzenden zur Verfügung stehen, um „jüngeren, vielleicht auch anderen Ideen und Wegen, den nötigen Freiraum und Platz zu bieten“

Fotos: Alexander Ernst