Fortbildung für Feuerwehr-Führungskräfte
Zu einer Tagesfortbildung hatte der Kreisfeuerwehrverband Rems-Murr e.V. am 23. September 75 Führungskräfte aus den Feuerwehren des Rems-Murr-Kreis nach Buhlbronn geladen. Dort referierte nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Verbandsvorsitzenden Rolf Illg zunächst Prof. Dr. Michael Reick, Fachgebietsleiter Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz im Landesfeuerwehrverband und Kreisbrandmeister im Nachbarlandkreis Göppingen, über das Thema „Belüften im Brandeinsatz“.
Brandrauch in Gebäuden stellt eine grundsätzliche Gefahr für alle im Gebäude befindlichen Personen dar. Um diesen Gefahren zu begegnen, versuchen die Feuerwehren die Luftströmungen in einem Gebäude derart zu beeinflussen, dass Brandrauch und Hitze möglichst schnell und effektiv aus dem Gebäude entfernet werden kann. Hierzu wird überwiegend die sogenannte „Überdruckbelüftung“ angewendet.
Fachliche Grundlagen für die Entrauchung von großen Räume oder Industriebauten sowie die baurechtlichen Grundlagen und die richtige Einsatztaktik wurden von Reick anschaulich vermittelt. Aufbauend auf den ersten Teil seines Vortrags behandelt der ausgewiesene Brandschutzexperte anschließend die Rauchkontrolle bei Bränden in Wohngebäuden.
Zur Menschenrettung und zur Brandbekämpfung müssen Einsatzkräfte der Feuerwehr in Gebäude vordringen. Dabei öffnen sie Türen und ermöglichen damit häufig erst die Ausbreitung von Brandrauch. Besonders kritisch ist es, wenn dadurch Rauch in den Treppenraum eindringt, Rettungswege verrauchen und in der Folge weitere Menschen in Gefahr gebracht werden.
Mit Brandversuchen und Brandsimulationsrechnungen konnte nachgewiesen werden, dass der Einbau von „mobilen Rauchverschlüssen“ durch Einsatzkräfte der Feuerwehr diese Gefahren deutlich reduzieren kann – ohne die Grundsätze der bisherigen Taktik der Feuerwehren ändern zu müssen. Der Rauchvorhang ist ein Gerät, das von Michael Reick entwickelt wurde. Aufgrund seiner einfachen Anwendung haben bereits zahlreiche Feuerwehren solche Rauchverschlüsse im Einsatz. Dies kann im Einsatzfall die Menschenrettung erleichtern und Feuerwehreinsätze deutlich entschärfen. Darüber hinaus ist bei kleineren Bränden die Vermeidung von Sachschäden durch Brandgase zunehmend ein Thema für die Feuerwehren.
Unterventilierte Brände: Aktuelles aus der Brandschutzforschung und die Auswirkungen auf die Einsatzpraxis der Feuerwehr
In den vergangenen zehn Jahren wurden vorrangig in den USA zahlreiche Realbrandversuche durchgeführt. Manches ist dabei auch für deutsche Feuerwehren interessant – anderes versteht man nur, wenn man die länderspezifischen Hintergründe kennt und das Feuerwehrwesen in beiden Ländern vergleicht.
Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA geben deutliche Hinweise darauf, dass sich der Brandverlauf in Gebäuden gegenüber früher stark verändert hat. Im Vortrag wird dies anhand von anschaulichen Bildern und eindrucksvollem Videomaterial erklärt. Deutlich wird dabei, dass vor allem die moderne Möblierung einen starken Einfluss auf den Brandverlauf hat und künftig wohl vermehrt „unterventilierte Brände“ zu erwarten sind. Reick stellt u.a. die Frage, welche einsatztaktischen Konsequenzen wir daraus ziehen müssen und erläutert, welchen Einfluss dies auf die Ausbildung der Feuerwehren haben muss.
Nach dem zweiteiligen Hauptvortrag berichtet Kreisbrandmeister René Wauro über aktuelle Themen aus dem Landratsamt. Markus Wagner, Oberstleutnant und im Rems-Murr-Kreis für die Zivil-militärische Zusammenarbeit im Kreisverbindungskommando verantwortlich, stellt die organisatorischen Strukturen der Bundeswehr vor. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Georg Spinner, hatte abschließend erfreuliches zu berichten: so wurde das gemeinsam mit der IHK Rems-Murr initiierte Projekt „Jugendfeuerwehr trifft Industrie 2.0“ für den Förderpreis „Helfende Hand“ nominiert. Die Preisverleihung findet am 27. November in Berlin statt.