Feuerwehreinsätze im Bereich von Gasleitungen
Der Kreisfeuerwehrverband hatte Führungskräfte der Feuerwehren an Rems und Murr zu einem Workshop rund um den Themenbereich „Gasversorgung“ nach Remshalden eingeladen. Im dortigen Feuerwehrhaus führte Andreas Kirchhoff, Diplom-Ingenieur (FH) und bei der Netze BW (ehemals EnBW) für Planung, Projektierung und den Bau von Gasleitungen zuständig, in die grundsätzliche Problematik ein und legte die theoretischen Grundlagen für den anschließenden praktischen Teil des Abends.
Themen waren der Aufbau von Gasnetzen, die Zusammensetzung und Eigenschaften von Erdgas, Möglichkeiten der Gasmesstechnik, das Behandeln von Unfällen mit Gas sowie das Löschen von Gasbränden. Im Anschluss daran ging es in das Ausbildungszentrum Bau, das ebenfalls in Remshalden angesiedelt ist.
Hintergrund des Workshops: die Netze BW verfügt über ein Gasleitungsnetz von 2.219 Kilometern, wovon 798 Km mit Hochdruck gefahren werden. Die Fernleitungen arbeiten dabei mit einem Betriebsdruck von bis zu 100 bar, was die Einsatzkräfte der Feuerwehr mitunter vor nicht geringe Probleme stellt, wie Kirchhoff im Verlauf des Abends eindrucksvoll unter Beweis stellte. Bei den Versorgungsleitungen und den Hausanschlüssen wird im Bereich des Niederdrucks mit bis zu 100 mbar gearbeitet, im Mitteldruck zwischen 100 mbar und 1 bar. Allerdings werden zwischenzeitlich auch Hausanschlüsse im Hochdruckbereich zwischen einem und vier bar betrieben.
Erdgas hat in der Luft einen Explosionsbereich zwischen 4,1 und 16,5 Vol.% (zum Vergleich: das hochexplosive Benzingemisch hat seinen Zündbereich zwischen 0,6 und 8 Vol.). Konkret bedeutet dies, dass z.B. bei Bauarbeiten beschädigte Erdgasleitungen in seltenen Fällen durchaus in Brand geraten können. Erdgas ist leichter als Luft, sammelt sich also nicht in Senkungen, Tiefgaragen oder Kellern, sofern eine ausreichende Abzugsmöglichkeit besteht. Dort reicht dann u.U. ein minimaler Zündfunke aus, wenn die entsprechende Konzentration erreicht wird.
Damit das geruchslose Erdgas von Menschen überhaupt wahrgenommen werden kann, wird das „Odierungsmittel“ Tetrahydrothiophen (THT) mit der sehr niedrigen Geruchsschwelle von 0,001 ppm beigemengt, das an den Geruch von Knoblauch erinnert. Aber gerade das führe nicht selten zu Fehlalarmierungen, wusste Kirchhoff zu berichten.
Im Außenbereich des Bauzentrums stellte Andreas Kirchhoff schließlich die Gefahren des Erdgases eindrucksvoll unter Beweis. So wurden etwa eine Gasexplosion und verschiedene Gasbrände realistisch simuliert – aber auch die Möglichkeiten eingeübt, Gasbrände zu bekämpfen und defekte Gasleitungen abzusperren.