Altersfeuerwehr? Fritz Haag brennt dafür

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 13.10.2016 / Text: Pia Eckstein

Auch Senioren können sich bei der Feuerwehr engagieren, sagt der Kreis-Obmann und wirbt für Aktivität

Mit 65 müssen die Feuerwehrler den Dienst quittieren. Ob sie wollen oder nicht. Weshalb aber sollten die Senioren gar nichts mehr tun? Fritz Haag, Obmann der Altersfeuerwehren im Kreis, findet, dass so viel Wissen und Erfahrung nicht verloren gehen dürfen. Einsatzmöglichkeiten gäbe es viele.

Ganz klar, die Feuerwehr ist zum Löschen da. Und die Senioren der Feuerwehr löschen auch noch. Vor allem in geselliger Runde ihren Durst. So ist das Vorurteil. Dieses Vorurteil bestätigte Fritz Haag, Kreisobmann der Altersfeuerwehr im Rems-Murr-Kreis und zu Hause in Schwaikheim, mit seiner Einladung zum Gespräch in charmantester Art: „Ich freue mich auf unser Treffen und würde dann auch ein paar Flaschen Sekt und/oder Wein vorbereiten …!“ Himmel hilf, morgens um neune schon einen zwitschern und das gleich ein-paar-Flaschenweise? Der normale Journalist hält das nicht durch. „Vielen Dank, aber dann wäre das nichts mehr mit dem Artikel.“

Fritz Haag, von 1983 bis 1998 Kommandant der Schwaikheimer Feuerwehr und vollkommen skandalunbelastet, war der Artikel viel wichtiger als das Gläschen Sekt am Morgen. Denn, sagt er, Geselligkeit ist gut und richtig, aber die Leute, die jahrelang allzeit bereit waren, für Hab und Gut und Leib und Leben von anderen die eigene Bequemlichkeit und Sicherheit hintanzustellen, sollten nicht einfach so aus dem Dienst scheiden müssen. Sondern sie sollten, so sie wollen, noch mitmachen dürfen. Und drum sei’s dringend an der Zeit, im Rems-Murr-Kreis eine richtige und offizielle Altersfeuerwehr zu gründen. Wohl war Karl Idler, nachdem er als Kreisbrandmeister aufgehört hatte, Obmann der Altersfeuerwehr – ein Posten, den Fritz Haag jetzt schon seit zwei Jahren von Idler übernommen hat. Doch es läuft noch nicht so richtig. Jedenfalls nicht in allen Orten. Und bislang, tja, so ist’s halt, beschränkt sich die Tätigkeit der Altersfeuerwehr fast ausschließlich aufs Gesellige. Dabei, sagt Haag, können die Senioren doch noch viel mehr.

Sie dürfen zwar vieles nicht mehr: vor allem beim Einsatz Brände löschen. Ab 65 muss der Feuerwehrmann, und auch die -frau, aus dem Dienst ausscheiden. Die Versicherung zahlt nicht mehr. Aber im Hintergrund könnte den Aktiven noch sehr viel Arbeit abgenommen werden. Was zum Beispiel?

 Sechs Aufgaben für Altersfeuerwehr

1.       Ein Senior darf zwar keinen Alarmpieper mehr haben, darf aber sehr wohl vom amtierenden Kommandanten gerufen werden, um etwa in der Zentrale bei der Koordination mitzuhelfen.

2.       Ein Senior darf während der Einsätze den Funkverkehr aufrechterhalten, Transportfahrten übernehmen, die Aktiven lotsen und mit allem Notwendigen versorgen.

3.       Die Aktiven könnten ihren Einsatz viel früher beenden und etwa wieder zur Arbeit gehen, wenn Senioren den Job des Haus- und Gerätewarts übernähmen. Sie wären dann zuständig für die Befüllung von Löschwasserbehältern, die Wartung von Hydranten oder Atemschutzmasken, Motorsägen, Schläuchen und so weiter. Und würden nach erfolgreichem Löschen die Autos wieder einsatzbereit machen.

4.       Auch Feuerwehren müssen verwalten – eine Arbeit, die zwar viele Stunden frisst, aber keinesfalls gefährlich ist. Warum also sollten Senioren nicht die verschiedenen Abteilungen verwalten, Schriftführer werden oder die Kasse in der Obhut haben?

5.       Da der Sachverstand mit dem 65. Lebensjahr nicht einfach aus dem Kopf verschwindet, können Senioren auch die Brandschutzerziehung in Kindergärten oder Schulen übernehmen. Oder Ansprechpartner für die Presse sein.

6.       Und dann gibt’s ja auch noch Aufgaben, die nicht unbedingt feuerwehrspezifisch sind, aber dennoch getan werden müssen. Warum also nicht im Namen der Feuerwehr bei den Flüchtlingen helfen, Bildungspatenschaften übernehmen, beim Umweltschutz mithelfen?

„Warum sollen wir Talente und Erfahrungen ins Eck stellen?“, fragt Fritz Haag. Und drum würde er all dies für die ganzen Feuerwehren im Kreis erklären, einführen, organisieren. „Es ist alles freiwillig“, sagt Fritz Haag. „Ich kann nicht bestimmen wollen.“ Aber schön fänd’ er solch Engagement schon.