Stillstand ist Rückschritt – auch bei der Feuerwehr

Landesbranddirektor Dr. Homrighausen zu Gast beim „Kommandanten-Frühstück“ im Feuerwehrmuseum Winnenden

Fast alle Kommandanten im Rems-Murr-Kreis und teilweise ihre Stellvertreter nutzen die Gelegenheit zu einem Informationsaustausch im Rahmen des traditionellen „Kommandanten-Frühstücks“, das diesmal in den Räumen des Winnender Feuerwehrmuseums stattfand. Neben den aktuellen Themen des Kreisfeuerwehrverbandes, über die der Vorsitzende Georg Spinner berichtete, waren auch Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen und Gerald Wurster von der Landeswasserversorgung als Referenten zu Gast. Kreisbrandmeister René Wauro berichtete über aktuelle Themen der Stabsstelle für den Brand- und Katastrophenschutz des Landratsamtes.

Beeinträchtigungen des Trinkwassernetzes vermeiden

Die Vermeidung von Beeinträchtigungen des Trinkwassers und des Rohrnetzes bei Löschwasserentnahmen war das Thema von Gerald Wurster, dem Leiter der Betriebsstelle des Zweckverbandes Landeswasserversorgung in Kernen. Nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Wasserwirtschaft (DGVW-Arbeitsblattes W 405-B 1) sind von den Feuerwehren „geeignete Sicherungseinrichtungen“ zu verwenden, wenn Löschwasser bei Übungen und Einsätzen aus dem Trinkwassernetz entnommen werden.

Gerald Wurster berichtete aus seiner langjährigen Erfahrung als Wassermeister der LWV und Mitglied der Feuerwehr Murrhardt. Probleme sieht er nicht nur bei der Löschwasserentnahme, sondern auch bei der Desinfektion, Trocknung und Lagerung von Feuerwehrschläuchen. Kritisch sei auch der Löschwassertank bei wasserführenden Fahrzeugen, etwa dem TLF zu sehen. Solche Fahrzeuge sind bekanntlich im Katastrophenfall auch zum Transport von Trinkwasser vorgesehen. Hier sei aber eine Verkeimung im Tank kaum zu verhindern, wusste der Fachmann zu berichten. Bei einer notwendigen Desinfektionszeit von 48 Stunden seien die Fahrzeuge im akuten Bedarfsfall keinesfalls schnell verfügbar. Wurster empfiehlt den Kommunen, geeignete Wasseranhänger aus Edelstahl im Rahmen der Notfallplanung vorzuhalten. Auch das Technische Hilfswerk (THW) verfüge teilweise über solche Anhänger, sei ihm bekannt.

Um einen Rückfluss in das Trinkwassernetz zu vermeiden, gibt es in Kürze sogen. „Feuerwehr-Systemtrenner“ am Markt. Die zugehörige Norm DIN 14 346 werde aber „nicht vor 2018“ erscheinen.Die Systemtrenner seien einmal im Jahr zu prüfen, das Prüfergebnis zu dokumentieren. Der Marktpreis dürfte sich knapp unter 1 000 Euro bewegen.

Allerdings besteht auch die Möglichkeit, bei vorhandenen Standrohren lediglich das Oberteil zu tauschen. Als Übergangslösung, bis die Systemtrenner auf den Markt kommen, empfiehlt Wurster sogenannte „Rückflussverhinderer“. Diese können entweder am Standrohr oder am Fahrzeug angebracht sein. Der Marktpreis belaufe sich hier auf etwa 250 Euro, mit integriertem Rohrbelüfter sei mit einem Preis von etwa 750 Euro zu rechnen.

Zudem empfiehlt Gerald Wurster den Feuerwehren, eingesetzte Kugelhahnen an den Armaturen zu tauschen oder zumindest beim Öffnen und Schließen besondere Sorgfalt walten zu lassen. Durch die Druckstöße komme es bei Übungen und Einsätzen immer wieder zu vermeidbaren Leitungsschäden. Außerdem können die dabei entstehenden Verwirbelungen binnen Sekundenbruchteilen zu einem Rückfluss führen, wie Wurster am Beispiel einer Zeitlupen-Filmsequenz eindrucksvoll belegte.

„Stillstand ist Rückschritt“

Unter diese Maxime stellt Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen seine Aufgabe im Innenministerium. Seit knapp einem Jahr im Amt, berichtete der „neue“ oberste Feuerwehrmann im Land, was die Brandschützer derzeit so bewegt. Durchaus Erfreuliches wusste Homrighausen zu berichten, etwa, dass das Aufkommen aus der Feuerschutzsteuer sich aktuell auf rund 60 Millionen Euro bewege. Hiervon fließen in diesem Jahr etwa 40 Millionen direkt in die Investitionsförderung.

Homrighausen verwies außerdem auf die aktuellen Broschüren des Landes zur Ehrenamtsförderung („Wir.Leben.Retten“), auf die unlängst erschienene Handreichung zu den neuen Feuerwehruniformen („Uniformvollendet“) und auf eine weitere, in Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband geplante Imagekampagne, die die Arbeit der Feuerwehren vor Ort unterstützen soll.

Auch aktuelle Entwicklungen, wie etwa beim alle drei Jahre anfallenden Feuerwehrgeräte-TÜV, erläuterte der Landesbranddirektor. Hier seien in erster Linie die Kommunen zuständig. Bislang wurden die Kosten vom Land getragen. In der Feuerwehrtechnik beobachte er mit Sorge eine Entwicklung hin zu einem immer höheren Technisierungsgrad. Hier sollte aber die „Redundanz der Ausfallsicherheit“, die technische Bedienbarkeit, nicht aus dem Auge verloren werden, so Homrighausen.

Ob sich, wie immer wieder in Feuerwehrkreisen diskutiert wird, auch die Leitstellenstruktur verändern werde, sei noch offen. Der Landesbranddirektor verwies zudem auf ein im Mai diesen Jahres geplantes „Bürgermeisterseminar“ an der Landesfeuerwehrschule, deren Neubau noch in diesem Jahr fertiggestellt werde und an die künftig auch die „Akademie für Gefahrenabwehr“ angegliedert wird.

Bericht der Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz

Kreisbrandmeister René Wauro berichtete u.a. über die Umstellung der Leitstellentechnik auf das System COBRA IV. Nach anfänglichen kleineren Problemen arbeite das System nun weitgehend fehlerfrei. In der Leitstelle gab es zur technischen Umstellung auch personelle Veränderungen: Carsten Leidner übernahm unlängst die Leitung der Leitstelle. Leidner war bislang bereits als stellvertretender Leiter tätig.

Der Kreisbrandmeister berichtete weiter über Veränderungen im Sachgebiet S 6 bzw. bei den IuK-Beauftragten. Hier wurde der Kreis der Fachleute inzwischen auf acht Mann erhöht. Auch der Führungsstab im Rems-Murr-Kreis soll von aktuell 28 Mitgliedern auf 50 Personen erweitert werden. Damit solle gewährleistet werden, dass auch bei flächendeckenden oder punktuellen Ereignissen im Kreisgebiet ausreichend Führungspersonal für den Stabsbereich zur Verfügung stehe.

Die nächste Dienstbesprechung für die Kommandanten werde am 27. April stattfinden, so Wauro. Der Ort würde rechtzeitig bekanntgegeben werden.

Text: Andreas Wersch